· 

Wie kann ich meinen Partner unterstützen, der eine schwere Zeit durchmacht?

Mein Mann (56) fühlt sich zurzeit sehr schlecht: Er ist deprimiert und antriebslos und fühlt sich unbedeutend und unwichtig. Wir kennen das schon, da seine Depression seit Jahren immer wieder auftritt. Ich (w, 51) bin dann ganz hilflos, weiss nicht, wie ich ihn unterstützen kann und es zieht mich auch selbst runter. Was kann ich tun? Mein Mann ist in therapeutischer Behandlung.

 

Dies kennen viele PartnerInnen von Menschen, die eine Depression haben: Sie würden den anderen gerne unterstützen, wissen aber nicht wie und geraten selbst auch in eine deprimierte Grundstimmung. Auch Paarkonflikte sind nicht selten in Zusammenhang mit Depressionen: Manchmal entstehen Konflikte durch die negative Sichtweise eines depressiven Menschen oder aufgrund seiner Empfindlichkeiten. Manchmal stellen die Paarprobleme eine erhebliche Belastung dar und sind eine (Mit-Ursache) für die Depression.

Studien zeigen, dass die PartnerInnen von depressiven Menschen oftmals höhere Depressionswerte als die depressiven Menschen selbst aufzeigen. Das heisst, die negative Stimmung überträgt sich sehr leicht und der Eindruck der Situation ausgeliefert zu sein, belastet zusätzlich. Viele sind auch überfordert, da dem depressiven Menschen durch seine Antriebslosigkeit viele alltägliche Dinge schwerfallen und sie selbst dann häufig mehr übernehmen.

Es ist also sehr wichtig für PartnerInnen von depressiven Menschen etwas für sich selbst zu tun: sich mit anderen auszutauschen, in die Natur zu gehen, sich zu bewegen, ein Hobby zu pflegen…

Was macht Ihnen Freude? Sie können auch zuhause Musik hören, singen, tanzen, Yoga- oder Meditationsübungen machen. Vielen tut es gut, sich einer (Online-)Gruppe anzuschliessen. Stellen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse also nicht völlig zurück, wenn Ihr Partner eine schwere Zeit durchmacht. Sie können ihn nur unterstützen, wenn es Ihnen selbst gut geht, und Sie sollten es sich selbst auch wert sein auf sich zu achten. Vielleicht wünschen Sie sich Unterstützung durch einen Berater oder eine Therapeutin.?

Einem depressiven Menschen kann man behilflich sein, indem man ihn liebevoll anregt aktiv zu sein. Nehmen Sie Ihrem Partner daher nicht alles ab, sondern helfen Sie ihm dabei, so viel wie möglich selbst zu tun. Bewegung ist ebenfalls sehr wohltuend: Schlagen Sie z. B. Spaziergänge vor. Ideal wäre es regelmässig Sport zu treiben. Die Forschung zeigt, dass intensiver Sport dreimal pro Woche genauso wirksam gegen depressive Verstimmungen ist wie die Einnahme von Antidepressiva. Den Anfang zu machen ist durch die Antriebslosigkeit nicht leicht. Aber wenn die positive Wirkung spürbar wird, wird es einfacher.

 

Sie schreiben, dass Ihr Mann sich in seinen depressiven Phasen unbedeutend und unwichtig fühlt. Das scheint sein wunder Punkt zu sein. Jeder Mensch hat solche Punkte – mehr oder weniger ausgeprägt. Es kann helfen, dass Sie als Partnerin diese Themen kennen. Es liegt zwar in erster Linie in den Händen Ihres Mannes – und seines Therapeuten - sich damit auseinanderzusetzen, woher dieses Gefühl kommt und wie er damit umgehen kann. Als Partnerin können Sie Ihren Mann aber etwas unterstützen, indem Sie Ihm immer wieder zeigen, was er Ihnen bedeutet (veröffentlicht in der Luzerner Zeitung).