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Das "Beziehungskonto" auffüllen

Unsere Partnerschaft ist seit längerem nicht mehr wirklich schön: Wir (43 und 48) streiten immer wieder recht heftig und sind nicht mehr liebevoll zueinander. Wir sind beide unzufrieden oder auch unglücklich damit, wissen aber nicht wo wir anfangen sollen. Jeder denkt, der andere könnte doch…

 

In der Atmosphäre in Ihrer Partnerschaft scheint momentan der Wurm zu stecken: Das Negative überwiegt und das Positive ist verlorengegangen. Sie könnten damit beginnen, Ihr «Beziehungskonto» wieder aufzufüllen. Lassen Sie Konfliktthemen eine Zeitlang komplett ruhen und vermeiden Sie auch jegliche Art von Sticheleien oder Nörgeleien.

Überlegen Sie, womit Sie Ihrem Partner eine Freude machen können. Was würde er gerne unternehmen, welche Ihrer Worte, Gesten, Aufmerksamkeiten erlebt er als Wertschätzung? Was tut ihm gut? Es gibt unendlich viele Möglichkeiten: Interesse zeigen, zuhören, anlächeln, loben, in den Arm nehmen, zärtlich sein, sich für ihn schön machen, ein kleines Mitbringsel besorgen, einen Wunsch erfüllen, Kaffee ans Bett bringen…Was haben Sie früher gemacht, was ist mit der Zeit verblieben?

Sie können auch ein «Verwöhn-Experiment» starten und Ihrem Partner drei Tage lang so viel Gutes wie möglich tun. Vielleicht wird ihr Partner erst verwundert sein und nicht so recht wissen, wie ihm geschieht. Eventuell fragt er sich auch, was Sie mit Ihrem Verhalten erreichen möchten und ist etwas misstrauisch. Dann wird er sich aber entspannen und sich freuen, dass sie so liebevoll mit ihm umgehen. Und der Wunsch wird bei ihm wachsen, Ihnen auch etwas Gutes zu tun.

Seien Sie grosszügig. Ihr Beziehungskonto kann gar nicht voll genug sein. Denn Sie heben regelmässig auch etwas ab – durch Unachtsamkeit oder im Stress, wenn Sie den anderen nicht gut behandeln oder ruppig kommunizieren. Das Problem bei den «Abhebungen» ist, dass sie schwerer ins Gewicht fallen – und zwar fünfmal so schwer wie die «Einzahlungen».

Denn ein anerkannter Paarforscher konnte zeigen, dass das Verhältnis von Positivem zu Negativem 5:1 sein muss, damit eine Partnerschaft glücklich bleibt. Also: Regelmässig auf Positives achten, jeden Tag dem Partner etwas Gutes tun und Negatives in Grenzen halten – sich zum Beispiel fragen, ob die Kritik, die man auf der Zunge hat, wirklich gerade jetzt ausgesprochen werden muss oder ob die Stimmung in diesem Moment Vorrang haben sollte. Das bedeutet nicht, dass man kein Feedback geben darf zu Verhaltensweisen, die einen immer wieder stören. Aber man sollte nicht meckern, sondern in einem ruhigen Moment das Verhalten neutral beschreiben und sagen, was es mit einem macht. Z.B.: «Wenn du mich abends den Tisch allein abräumen lässt, um die Nachrichten zu schauen, ärgere ich mich und fühle mich ausgenützt.»

 

Egal ob Sie Verwöhntage einführen oder täglich dem anderen eine kleine Freude machen: Sie werden damit die positive Spirale in Ihrer Partnerschaft wieder in Gang bringen. Sie haben auch etwas Wichtiges erkannt: « Jeder denkt, der andere könnte doch…». Machen Sie den ersten Schritt! Denn das Erstaunliche ist, dass Ihr Partner automatisch nachziehen wird (veröffentlicht in der Luzerner Zeitung).