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Was ist Verführung?

Fragen Sie Ihre Frau doch einmal, was auf sie verführerisch wirkt, was ihr Lust auf Sex macht. Denkt sie bei dem Verführt-werden an bestimmte Verhaltensweisen, die verführerisch auf sie wirken? Oder an Situationen wie eine Massage oder Baden bei Kerzenlicht? Kreativ zu sein, sich etwas Neues einfallen zu lassen, hilft vielen Paaren, immer wieder einmal etwas erotische Spannung ins Sexualleben zu bringen. Das braucht natürlich auch Mut, weil man ja nie genau weiss, wie die andere Person darauf reagieren wird. Nehmen Sie es gelassen, wenn Ihre Idee nicht ankommt, denn es ist in jedem Fall positiv ein Angebot gemacht zu haben.

 

Sie könnten, wenn Sie mögen, Ihrer Frau auch anbieten ihr einen sexuellen Wunsch zu erfüllen. Darüber zu sprechen, fällt den meisten Paaren nicht leicht. Aber Ihre Frau hat ja schon mit dem Ansprechen des Verführens einen Anfang gemacht. Vielleicht ist es ja möglich, dass Sie beide sich konkreter austauschen. Beim Äussern von Wünschen ist es wichtig, dass man der anderen Person immer die Freiheit lässt, ob sie einen Wunsch erfüllen möchte oder nicht – oder vielleicht so nicht, aber anders.

 

In der Regel brauchen Männer und Frauen Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung, um Lust auf Sex entwickeln zu können. Sich unter Druck zu fühlen ist für die meisten Menschen lusttötend. Verführung hat etwas mit Spiel zu tun, mit Leichtigkeit. Man spielt mit Nähe und Distanz: Man nähert sich an und zieht sich auch wieder zurück. Das kann z.B. so aussehen, dass man eine schöne Atmosphäre herstellt und den anderen dort «abholt», wo er steht, indem man aufmerksam auf seine Reaktionen achtet. Geht der andere nicht auf die Annäherung ein, nimmt man sich zurück und nähert sich ein wenig später wieder an – ganz unverbindlich. Wenn jemand den Eindruck hat, dass der andere zärtlich ist, damit man sich auf Sex einlässt, wird das kein Begehren auslösen.

 

 

Vielleicht erstaunt es Sie zu lesen, dass sich Lust «entwickelt». Denn ca. 70 % der Männer und ein kleinerer Teil der Frauen sagen, dass sich ihr Begehren so anfühlt, als ob es plötzlich da ist. Sie haben ein «spontanes Begehren». Ungefähr 70 % der Frauen und ein kleinerer Teil der Männer entwickeln dagegen Lust erst im Laufe einer sexuellen Begegnung – das ist das sogenannte «responsive Begehren». Sie brauchen eine passende Situation und eine entsprechende Stimmung dazu. Was das konkret bedeutet, muss jede Person versuchen für sich selbst herauszufinden. Für viele ist eine wichtige Basis emotionale Nähe durch persönlichen Austausch und durch ein Gefühl der gegenseitigen Bezogenheit. Schöne Zeit zu zweit zu verbringen, zusammen das Leben zu geniessen, aber auch sich selbst auf Sexualität einzustimmen können dazugehören. Ebenso mögen es kleine persönliche Botschaften oder Berührungen im Alltag, die nicht zielgerichtet sind, sein.